Herr Jones und sein Team

Ben Jones trägt seine Arbeitskleidung. Für den 55-Jährigen heißt das: schwarzes Shirt, schwarze Trainingshose und Sportschuhe.

In der Hand hält er ein Ei. Aus Hartgummi. Ben Jones ist Brite. Und er lehrt Rugby. Seinen Nationalsport.

Ein Mittwochnachmittag in der Turnhalle der Gemeinschaftshauptschule in Laggenbeck.

Die Luft ist fast so dick, dass man sie in Scheiben schneiden könnte. Es riecht nach Schweiß. Kräftig. Aber das ist auch kein Wunder, denn die jungen Männer, die sich für die Rugby-AG von Ben Jones entschieden haben, müssen sich schon richtig ins Zeug legen.

Mitten drin steht Elisabeth Donnermeyer. Sie nimmt zwar nicht an der AG teil, schließlich ist sie Konrektorin und keine Schülerin, sie sieht aber trotzdem zufrieden aus.

„Die Rückmeldung unserer Schüler ist ausschließlich positiv“, sagt sie. Zwei von ihnen hätten sich jetzt sogar einem Verein angeschlossen. „Das ist schön für uns, denn wir haben nicht so viele Schüler, die in einem Verein sind.“ An einer AG teilzunehmen ist an der GHS Laggenbeck Pflicht. „Die Rugby-AG ist aber mit am stärksten nachgefragt“, sagt Eilsabeth Donnermeyer. „Das hat auch mit Herrn Jones zu tun.“

Herr Jones, oder besser Ben („Die Schüler sollen aber Herr Jones sagen, das will die Schule so“, sagt er), steht in der Hallenmitte.

Die Jugendlichen – von zierlich bis bullig ist alles dabei – stehen in zwei Reihen vor ihm. Jones wirf das Rugby-Ei in die Luft, und schon beginnt eine wilde Balgerei. Für den Laien sieht das ziemlich chaotisch aus, und doch steckt Struktur dahinter.

Zum Beispiel darf der Ball mit der Hand nur nach hinten geworfen oder übergeben werden. Wird er nach vorne geworfen, gibt es ein sogenanntes Gedränge (was den jungen Herren naturgemäß am meisten Spaß zu bringen scheint). Ziel ist es, den Ball am Gegner vorbei zu tragen und damit zu punkten.

Ben Jones steht am Rand und schaut zu. „Nutzt Eure Kräfte“, ruft er mit seinem starken englischen Akzent. Den hat er noch immer, obwohl er schon seit 1980 in Deutschland lebt. Er stammt aus der Nähe von Cardiff. Mit der Army ist er gekommen, und als sie ging, ist er geblieben. Seit 1992 lebt er in Ibbenbüren.

Rugby, sagt er, habe er früher an der Schule gespielt. Es hat ihm offenbar Spaß gemacht. Seit 2014 gibt er Rugby-Unterricht in Laggenbeck. Rugby sei ein sehr lehrreicher Sport, findet der Ex-Soldat. „Man lernt Teamarbeit. Jeder muss auf seiner Position funktionieren.“ Als Team zusammenzuarbeiten, sei die einzige Möglichkeit, Erfolg zu haben. „Es ist nicht, wie im Fußball, wo fünf, sechs gute Spieler reichen, beim Rugby müssen alle mitmachen.“

Da bedarf es Trainings. Und da darf es ruhig auch mal zur Sache gehen. „Wenn man Angst vor Körperkontakt hat, braucht man diesen Sport nicht zu machen.“ Leo und Baris haben jedenfalls keine Angst. Ben Jones gibt ihnen die Tacklingpads.

Tacklingpads, das sind Schaumstoffpolster mit Haltegriffen. Damit versuchen Leo und Baris, ihre Mitschüler daran zu hindern, sich zwischen ihnen durchzuwühlen. Für beide Seiten nicht einfach: Die Angreifer kommen im Sprint und werfen sich mit allem, was sie haben in die Polster, die Verteidiger hingegen stemmen sich mit aller Macht gegen den Durchbruchsversuch. Da kann es schon mal knallen.

Leo und Baris stört das nicht. Und ihre Mitschüler auch nicht. „Den Jungs macht das nichts aus. Hier können sie ihren ganzen Schulstress ablassen“, sagt Ben, sorry, Herr Jones.

Männersport? Mitnichten. In den beiden Rugby-AGs der Gemeinschaftshauptschule in Laggenbeck tummeln sich selbstverständlich auch Mädchen. Zwei Altersgruppen bietet Ben Jones an – seit diesem Jahr von der 5. bis zur 7. Klasse und vorher auch schon von der 8. bis zur 10. Klasse.

Bei den jüngeren geht es aber nicht ganz so hart zur Sache. Da wird Touch-Rugby gespielt. Etwas weicher. Aber Rugby in der Halle? „Das beste für Rugby ist natürlich, draußen zu spielen, auf dem Rasen“, sagt Ben Jones. „Hier ist es etwas härter.“ Das stört aber im Endeffekt weder Trainer noch Schüler.

Sie haben Spaß. Und werfen sich in Tacklingpads. Mit voller Wucht. Ben Jones auch. Er ist eben Brite. Da macht man das so.

Quelle: IVZ-Aktuell vom 27.01.2018 13:30

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