Sind die Handballerinnen der ISV als Profis einzustufen? Von dieser Frage hängt es zurzeit ab, ob die Ibbenbürener Damen, die in dieser Saison erstmals in der 3. Liga spielen, im November trainieren und spielen dürfen.
Denn in Zeiten des zweiten Corona-Lockdowns ist Amateursport zwar untersagt, Profisport aber sehr wohl erlaubt.
Geht es nach der ISV, ist die Antwort auf die Frage klar: „Bei uns hat keine Spielerin einen Vertrag. Es gibt kein Geld“, stellt Coach Sascha Zaletel klar. Und Handball-Abteilungsleiterin Carola Reupert bekräftigt unmissverständlich: „Wir sind keine Profis.“
Das sieht der Deutsche Handballbund (DHB) anders.
Er teilte den betroffenen Vereinen unter Berufung auf den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in einem Schreiben mit: „Nach DOSB-Verständnis fallen alle Kaderathlet*innen (Olympiakader, Perspektivkader, Nachwuchskader 1 und 2) sowie die 1.-3. Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten, die vierte Liga im Männerfußball sowie nationale und internationale Sportveranstaltungen, an denen professionelle Sportler*innen teilnehmen, in diesem Fall unter die Definition ´Profisport´“.
Das würde bedeuten, dass die ISV-Damen ab 21. November – bis zum 15. November hat der DHB die Saison vorläufig ausgesetzt – wieder spielen dürften.
Carola Reupert findet das „unmöglich“, wie sie sagt. „Fitness-Studios sind gesperrt, und wir sollen wieder in Körperkontakt gehen?“, fragt sie angesichts steigender Corona-Zahlen. „Das geht gar nicht.“ Das werde nicht nur in der Mannschaft, sondern innerhalb des ganzen Vereins so gesehen.
Sascha Zaletel bestätigt das: „Es gibt ein klares Votum der Mannschaft, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht spielen und auch nicht trainieren will.“ Dass es sich bei der 3. Liga um eine Profiliga handele, sei außerdem zwar die Meinung des DHB, der stehe allerdings auch noch mit der Politik und den Behörden in Kontakt, um zu klären, ob das dort auch so gesehen werde.
Was für Folgen es haben kann, in diesen Zeiten Spiele zu bestreiten, erlebte eine ISVerin nach der Heimpartie gegen Garrel vom 25. Oktober, in der eine Akteurin des Gegners mitspielte, die anschließend positiv auf Corona getestet wurde: Sie musste auf Ersuchen ihres Arbeitgebers eine Woche in Quarantäne. Erst am Donnerstag habe sie Nachricht bekommen, dass sie negativ getestet sei, sagt Sascha Zaletel.
Der DHB schreibt in seiner Mitteilung an die Vereine außerdem: „Um eine bundesweit einheitliche Vorgehensweise zu gewährleisten und auch wettbewerbsverzerrende Voraussetzungen für die einzelnen Vereine zu verhindern, ist der Zugang zu Sportstätten für die Vereine der 3. Liga und der JBLH von den zuständigen Behörden im November zu ermöglichen.“
Soll heißen: Ab sofort könnten die ISV-Damen auch wieder trainieren. Das wäre in Ibbenbüren theoretisch auch möglich, sagt Carola Reupert. Denn die Stadt Ibbenbüren habe die Sportstätten zwar gesperrt, aber eben nur für den Amateursport. Schul- und Profisport seien erlaubt.
Allerdings, so Sascha Zaletel, habe die Stadt bereits angedeutet, dass es in so einem Fall ein neues Hygienekonzept und wahrscheinlich auch Corona-Tests der Spielerinnen geben müsse. „Ich sehe noch nicht, dass wir in die Hallen kommen“, sagt Zaletel.
Zudem hat der DHB in seinem Schreiben an die Vereine angekündigt, dass es in der kommenden Woche noch eine Video-Konferenz mit den Vereinen geben soll.
„Ich habe das Gefühl, dass es bei den Damen einige Vereine gibt, die das so sehen wie wir“, kann sich SaschaZaletel vorstellen, dass für die 3. Liga der Frauen eine andere Entscheidung getroffen wird als für die 3. Liga der Männer.
Das hofft auch Carola Reupert: „Es könnte noch eine Unterscheidung zwischen Männern und Frauen geben.“
Quelle: IVZ-Aktuell vom 05.11.2020 17:51